In uralter Zeit überlebte die Musik meistens nur so lange, wie die Menschen sich daran erinnern konnten. Da es keine einfache Möglichkeit gab, Melodien, insbesondere die von Volksliedern und skaldischen Balladen, auf Papier – oder Pergament, Tierhaut oder Leinwand – festzuhalten, konnte sich die Musik bis zur Unkenntlichkeit verändern, während sie, mündlich und aus der Erinnerung weitergegeben, durch die Jahrhunderte reiste.

Verschiedene Saiteninstrumente, Pfeifen und Flöten aus der Wikingerzeit wurden bei archäologischen Ausgrabungen gefunden, und als der arabische Händler Al-Tartushi im 10. Jahrhundert Hedeby in Dänemark besuchte, beschrieb er die Gesangsfertigkeiten der Wikinger als "ein Rumpeln, das aus ihren Kehlen kam, ähnlich dem eines Hundes, nur noch bestialischer". Auch wenn es im alten Skandinavien keine Lady Gagas oder Justin Timberlakes gab, die die Charts erklommen, so wissen wir doch mit Sicherheit, dass die Wikinger schon so ein bisschen auf die Sangeskunst standen. Wo wir gerade davon sprechen!

Weit entfernt vom kehligen Gesang der Wikinger, gehören die seidigen Töne und das Strumming, das ihr im vorstehenden Video hören könnt, zu Kristoffer "Juriel" Bailey, unserem nordamerikanischen Community Manager, der bei Conqueror's Blade die Bühne genauso gut rockt wie das Schlachtfeld. Er singt "Drømde mik en drøm i nat" – was ins Deutsche übersetzt etwa "Ich träumte einen Traum" heißt – ein weltliches Lied, das irgendwann vor 1300 n. Chr. in Altnordisch geschrieben wurde. Es ist eines der ältesten bekannten Lieder aus dieser Zeit und es ist wahrscheinlich, dass seine Ursprünge noch weiter zurückliegen, nämlich bis ins Skandinavien der Wikingerzeit.

Die Musik wurde im Codex Runicus entdeckt, einem Manuskript, das die dänische Geschichte, die Monarchie und die Gesetzgebung beschreibt und in Runen auf einem Pergament aus Kalbsleder verfasst wurde, die den Buchstaben des lateinischen Alphabets entsprechen. Auf der letzten Seite des Codex sind die ersten beiden Zeilen des bekannten Volksliedes zusammen mit Noten in einem vierzeiligen Notensystem abgebildet, was einen Eindruck davon vermittelt, wie die alte skandinavische Musik geklungen haben mag.

Haltet ihr euch für eine neue Ausgabe von ABBA? Dann findet ihr hier den Text von Drømde mik en drøm i nat (unser Dank geht an Realm of History):

Altnordisch

Deutsch

Drøymde mik ein draum i nótt

um silki ok ærlig pell,

um hægindi svá djupt ok mjott,

um rosemd með engan skell.

 

Ok i drauminom ek leit

sem gegnom ein groman glugg

þá helo feigo mennsko sveit,

hver sjon ol sin eiginn ugg.

 

Talit þeira otta jok

ok leysingar joko enn —

en oft er svar eit þyngra ok,

þó spurning at bera brenn.

 

Ek fekk sofa lika vel,

ek truða þat væri best —

at hvila mik á goðu þel´

ok gløyma svá folki flest´.

 

Friðinn, ef hann finzt, er hvar

ein firrest þann mennska skell,

fær veggja sik um, drøma þar

um silki ok ærlig pell.

Ich träumte einen Traum letzte Nacht

Auf Seide und weichen Fellen,

einem Kissen tief und weich,

in einem ungestörten Frieden.

 

Und in dem Traum da sah ich

wie durch ein getrübtes Fenster

der Menschen verhängnisvolles Schicksal

auf jedem Antlitz eine and're Angst.

 

Die Zahl der Sorgen wächst und wächst

und mit ihnen auch die Zahl der Antworten

doch die Lösung ist oft eine schwere Bürde

selbst wenn die Frage in der Seele sticht.

 

Da ich ebenso tief schlafen könnte,

dachte ich, das wär' zum Besten,

hier zu ruhen auf weichen Fellen

und zu vergessen alle and'ren.

 

Frieden, wenn es ihn denn gibt, findet sich

weit entfernt von der Menschen Lärm

abgeschirmt von allen andern, in einem Traum

von Seide und weichen Fellen.

 

Dieses Feature wird euch als Teil der Musikwoche präsentiert, die vom 10. bis 16. Mai läuft und die Geschichte der Wikingermusik sowie moderne Kompositionen von Heilung und Booming Tech feiert. Bleibt über die Webseite von Conqueror's Blade im Hinblick auf weitere Aktionen, Wettbewerbe und andere Überraschungen auf dem Laufenden!