Während Conqueror's Blade: Colosseum vor seinem Season-Finale steht, sprachen wir mit Dr. Christopher Epplett – Dozent an der Universität von Lethbridge, Historiker und Autor von Gladiators & Beast Hunts: Arena Sports of Ancient Rome und Gladiators: Deadly Arena Sports of Ancient Rome – für einen Rückblick auf das Gladiatorenthema.

Dr. Epplet interessierte sich schon als Kind für das antike Rom und nach seinem Studium der Klassischen Philologie promovierte er an der University of British Columbia.

Lest weiter, um zu erfahren, was er uns zu dem Thema zu sagen hatte – angefangen beim alten Rom bis hin zu den Gladiatoren und natürlich zu Conqueror's Blade: Colosseum.
 

Was halten Sie von Conqueror's Blade: Colosseum?

Das Spiel wirkt sehr interessant! Was die Gladiatorentypen angeht – die Retiarii tragen etwas mehr Rüstung, als ich vorschlagen würde, obwohl mir klar ist, dass es sich um ein Videospiel handelt und man nicht alles haben kann, oder dass man es vielleicht etwas aufpeppen möchte. Allerdings haben Sie die grundlegenden Waffen, wie den Speer und so weiter, korrekt implementiert. Auch hier kann ich verstehen, dass man sich im Hinblick auf die Spielästhetik wünscht, dass die Retiarii eine etwas aufregendere Rüstung tragen und nicht nur in einem Lendenschurz herumlaufen. Es gab nichts [in Bezug auf die Gladiatoren-Einheiten], das mir als völlig abwegig aufgefallen wäre.

Nun, da Sie wissen, wie wir Gladiatoren bei Conqueror's Blade umgesetzt haben, was denken Sie darüber, wie die antike römische Kultur und Gladiatoren im Allgemeinen in Videospielen dargestellt werden?

Nach dem, was ich in meiner begrenzten Stichprobe gesehen habe, ist es ein bisschen wie in Hollywood, wo die Grundzüge oft stimmen, aber einige Details verändert werden. Manchmal ist es einfach nur ein Fehler, manchmal kann ich verstehen, dass es in das Designkonzept des Spiels passen soll.

Auch in Hollywood werden die groben Umrisse korrekt dargestellt, aber im Interesse der Erzählung oder des Films werden einige Abkürzungen genommen. Ein gutes Beispiel hierbei ist z. B. der Film Gladiator. Wenn man sich den Film als Althistoriker genau ansieht, gibt es einige Dinge, die sicher nicht hundertprozentig stimmen. Ein Beispiel, das ich kurz anführen möchte, ist der Gladiator, der aus dem Ruhestand zurückkehrt, um gegen den Hauptprotagonisten zu kämpfen. Der schicke Helm, den er trägt, ist eigentlich ein römischer Kavalleriehelm, der bei Paraden getragen wurde. Offensichtlich dachten die Produzenten, dass es gut aussehen würde – und es sieht ja auch wirklich cool aus.

Wir haben ja nun über die Einheiten von Conqueror's Blade: Colosseum gesprochen und Sie haben gesagt, dass sie historisch gesehen ziemlich gut gelungen sind. Was halten Sie von unserem 6x6-Kolosseum-Modus? Hätte es im antiken Rom zu solch großen Mannschaftskämpfen kommen können?

Gelegentlich könnte das der Fall gewesen sein, ja. Ich meine, wir sind eher mit Einzelkämpfen vertraut, aber es kann durchaus vorgekommen sein, dass größere Gruppen auf diese Weise miteinander gekämpft haben. Es ist nichts Falsches daran, sechs Kämpfer auf jeder Seite gegeneinander aufzustellen. Allerdings ist es beinahe noch wahrscheinlicher, dass man ganze Schlachten nachgestellt hat. Für einige ihrer maritimen Spektakel wurden Gewässer gesucht oder, in den frühen Tagen des Kolosseums, der Boden des Kolosseums geflutet und anschließend mit Booten bestückt.

Bei unseren Nachforschungen über die Unterbringung, Ernährung und Ausbildung von Gladiatoren haben wir bereits erfahren, dass ihnen beigebracht wurde, ihre Konkurrenten in den Kämpfen nicht zu töten, wenn sie es vermeiden konnten. Sind sie derselben Meinung oder gilt dies nur für die Zeit, in der die Kaiser kämpften, wie z. B. Kaiser Commodus, der als Sekundant fungierte?

Sicherlich wurden jedes Mal, wenn ein Kaiser in die Arena ging (die Quellen gehen nicht wirklich ins Detail), verschiedene Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass der betreffende Kaiser nicht getötet wurde. Das einzige, was mir in Bezug auf Commodus im Kampf gegen Tiere in der Arena einfällt, ist, dass es einen erhöhten Laufsteg gab, sodass er herumlaufen und mit seinem Bogen aus völliger Sicherheit auf Tiere schießen konnte. Generell ist festzuhalten, dass Gladiatorenkämpfe im Allgemeinen viel seltener tödlich und weniger blutig waren, als man gemeinhin annimmt.

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass es vor allem in der späteren Kaiserzeit, als die Wirtschaft immer schlechter wurde, für die Städte des Reiches, einschließlich Rom selbst, immer schwieriger wurde, die Spektakel zu finanzieren. Man darf nicht vergessen, wie teuer Gladiatoren waren. Wenn Sie als Veranstalter eine Gruppe von Gladiatoren gemietet hatten, damit sie während Ihres Spektakels kämpften, hatten Sie bereits eine beträchtliche Summe bezahlt. Und für jeden, der getötet wurde, hätten Sie vermutlich noch mehr bezahlen müssen. Es lag also im Interesse des Veranstalters, die Zahl der Todesopfer so gering wie möglich zu halten. Die Kaiser hatten, zumindest in der Frühzeit des Reiches, alle erforderlichen Mittel, sodass sie sich nicht so viele Gedanken über mögliche Verluste machen mussten.

Die Zwangsknechtschaft als Gladiator war kein besonders glamouröses Leben, aber wenn man erfolgreich war, konnte man es durchaus zu Ruhm bringen. Würden Sie das vielleicht mit modernen Käfigkämpfern vergleichen?

Ich denke, in gewisser Hinsicht kann man diesen Vergleich anstellen. Ich habe auch schon gehört, dass sie mit Rockstars verglichen wurden. Zumindest für einige dieser Gladiatoren scheint es ein echter Nervenkitzel gewesen zu sein, ihren Testosteronspiegel zu erhöhen, indem sie ihren Gegner in den Staub der Arena warfen. Das Gleiche gilt auch für die Käfigkämpfe. Ich glaube, dass wir auch heute noch nicht so weit entwickelt sind, wie wir glauben, dass wir es sind. Es scheint noch immer zahlreiche Menschen zu geben, die Kampfsportarten mit echten Risiken genießen.

Ich schaue mir MMA nicht wirklich an, aber ich habe nichts dagegen. Ich schaue mir das nicht an, aber ich habe Clips gesehen, in denen die Menge jubelt, während einem Mann beispielsweise die Arme gebrochen werden. Gladiatoren und ihre Parallelen zu Rockstars oder MMA-Kämpfern etc. – es ist immer dasselbe, wenn antike Autoren über den Sexappeal von Gladiatoren sprechen. Ich denke, zumindest für einige der beteiligten Gladiatoren gilt, dass dies ihr Ego gestärkt hat. Wir wissen mit Sicherheit, dass sich einige Menschen freiwillig als Gladiatoren gemeldet haben. Sie waren nicht unbedingt dazu gezwungen, weil sie Kriegsgefangene waren oder weil sie in finanzieller Not waren, sondern sie taten es aus freiem Willen.

Wir veröffentlichen eine Reihe von Artikeln mit dem Titel Eroberergeschichten, in denen wir über die historischen Einflüsse des Spiels schreiben. Wir haben kürzlich einen Artikel über weibliche Gladiatoren bzw. Gladiatorinnen veröffentlicht. Welche Beweise haben Sie gefunden, die die Existenz weiblicher Gladiatoren belegen?

Es gibt nur sehr verstreute Hinweise darauf. Das Relief mit den beiden kämpfenden Gladiatorinnen [Amazonia und Achillia] stammt aus der heutigen Türkei und wir können daraus vielleicht ableiten, dass es zumindest vorübergehend weibliche Gladiatoren gab. Ich denke, dass weibliche Kämpfer trotz der moralischen Vorurteile, die solche Teilnehmerinnen an den Spielen in Rom auf sich ziehen konnten, genau das waren, was die Organisatoren von Spektakeln dieser Art immer wieder gesucht haben. Neuheiten waren wichtig, damit sich das Publikum nicht langweilte.

Die Einführung einer Neuheit wie den weiblichen Gladiatoren, um das Interesse der Zuschauer zu wecken, kommt mir durchaus plausibel vor. Selbst in Rom dürfte das Auftreten weiblicher Gladiatoren von Zeit zu Zeit etwas gewesen sein, das trotz der moralischen Verurteilung, von der wir in den Quellen hören, wieder Interesse weckte. Das hängt mit der Vorstellung zusammen, dass es für Frauen unschicklich war, in der Arena aufzutreten, insbesondere für Frauen mit höherem Status. Es entspricht der gleichen Verurteilung, wenn Männer von senatorischem oder hohem Status in die Arena gingen. Daher gab es Versuche, diese beiden Dinge durch Gesetze und Ähnliches zu unterbinden. Wir können mit Sicherheit sagen, dass die weiblichen Gladiatoren, von denen wir immer wieder hören, kein isoliertes Phänomen waren.

Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach die "Daumen hoch"- und "Daumen runter"-Geste während der Gladiatorenspiele?

Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich vermute fast, dass wir dahingehend einem Irrtum aufgesessen sind, denn grundsätzlich heißt es lediglich: "der Daumen drehte sich", um den Tod anzuzeigen. Aber wenn man so darüber nachdenkt, dass der Daumen beim Gehen natürlicherweise nach unten zeigt, könnte es auch das bedeuten (Geste nach oben).

Wir danken Dr. Christopher Epplett für das Gespräch und wünschen allen Spielern viel Spaß mit Conqueror's Blade: Colosseum! Bleibt am Ball, denn schon bald gibt es Neuigkeiten zur bevorstehenden Season.