Die Soundtrack-Sängerin Julie Elven (Horizon Forbidden West, League of Legends) begeisterte uns neben Colm McGuinness nicht nur im Trailer für Conqueror's Blade: Helheim, sondern hat sich auch für uns die Zeit genommen, um mit uns über Musik zu sprechen.

Wann hast du gemerkt, dass du eine so talentierte Sängerin bist?

Oh, vielen Dank für dieses wunderbare Kompliment. Meine Eltern waren keine Musiker oder Künstler. Ich wuchs mit einer Mutter auf, die gerne sang. Bei uns zu Hause wurde immer gesungen. Niemand urteilte darüber, wie ich oder meine Schwestern sagen. Ich bin der Meinung, dass es sehr hilfreich ist, in der Kindheit einfach immer weiter zu üben, ohne dass jemand ein Urteil über die Qualität fällt. Dann entwickelte ich all das weiter und begann zu komponieren und Geige und Klavier zu spielen.

Erinnerst du dich noch an das erste Mal, als du auf der Bühne gesungen hast?

Als Kind hatte ich das Gefühl, dass es für mich sehr einfach war, auf der Bühne zu stehen, z. B. bei Klavierabenden und so weiter, weil ich keine Vorstellung davon hatte, wie die Musik klingen sollte. Nach einiger Zeit aber, als ich erwachsen wurde, wurde ich im Hinblick auf meine Wirkung auf der Bühne sensibler und bekam etwas mehr Lampenfieber. Viele, viele Jahre lang hielt ich mich eher für eine Studiosängerin und sah mich nicht als Performerin. Aber mit der Zeit sammelte ich einfach mehr Erfahrung. Schließlich sang ich mit verschiedenen Orchestern und 2017 sogar mit dem Hollywood-Komponisten James Newton Howard. Irgendwann habe ich mich einfach wohler gefühlt, wenn ich auf der Bühne stand – aber naturgegeben war das nicht. Jetzt liebe ich es total. Es ist so schön, persönlich mit dem Publikum in Kontakt zu treten.

Du bist letztes Jahr sogar bei den Game Awards aufgetreten. Wie hast du dich auf dieser Weltbühne im Vergleich zu anderen Live-Auftritten gefühlt?

Es war eine große Ehre. Ehrlich gesagt, ist dabei ein Traum für mich in Erfüllung gegangen. Das war zudem mein erster Auftritt in den USA überhaupt. Bisher bin ich immer in Europa aufgetreten – in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Orchestern oder Ensembles, aber das war mein erster Auftritt in den USA. Darüber hinaus brauchte ich ein Künstlervisum, um dort auftreten zu können. Es war ein intensiver, stressiger Prozess, überhaupt dorthin zu gelangen. Allein das Wissen, dass es während einer Pandemie an so viele Menschen in der ganzen Welt ausgestrahlt wurde, ehrt mich sehr und ich bin dankbar, dass es geklappt hat. Es war ein ganz besonderer Moment, den ich nie vergessen werde.

Wir sind mit deiner Arbeit an den vielen verschiedenen Videospielen vertraut, aber bist du selbst eine Gamerin? Wenn ja, was spielst du gerne?

Am Anfang war ich selbst keine Gamerin, zumindest nicht im Hinblick auf Konsolenspiele. Früher habe ich viel Sims und Tony Hawk gespielt, aber mittlerweile bin ich eine begeisterte Gamerin – wenn es die Zeit erlaubt. Im Moment liebe ich es, Horizon Forbidden West zu spielen, weil ich daran beteiligt war, aber ich bin auch ein großer Fan von Destiny, weil mein Partner ein großer Fan ist und mir gezeigt hat, wie man es spielt. Es ist wunderbar, in diese Welten einzutauchen.

Du hast den Gesangspart zum Trailer von Conqueror's Blade: Helheim, einer von den Wikingern inspirierten Season, beigesteuert. Bist du ein Wikinger-Fan?

Ich liebe die Musik der Wikinger. Ich liebe diese Art von altnordischer Musik, zum Beispiel die Band Wardruna und Einar Selvik. Im Trailer gab es einen Teil, der von Colm McGuinness performt wurde und sehr martialisch klang. Das war wirklich atemberaubend.

Deine Stimme, zusammen mit der von Colm McGuinness, hilft uns, die Geschichte und die Atmosphäre des Trailers zu visualisieren. Was sollen die Spieler fühlen, wenn sie diese Art von Musik hören?

In diesem speziellen Trailer wollten wir einfach die Kraft der Rache vermitteln, denn so wie ich es verstanden habe, sollte der Angriff im Kampf ein Akt der Rache sein. Diese raue Energie des Kampfes und der Krieger war meiner Meinung nach unglaublich wichtig und Colm hat das einfach phänomenal rübergebracht. Meine Rolle in dem Trailer war die Stimme der Rache – so wie Nemesis, die griechische Göttin der Vergeltung. Sie soll an das Motiv der Krieger erinnern.

War es das erste Mal, dass du mit Colm gesungen hast, oder habt ihr schon vorher zusammengearbeitet?

Wir haben schon einmal zusammengearbeitet. Ich kann noch nichts über das Projekt sagen, weil es noch geheim ist, aber ich habe Colm getroffen, als ich auf der Suche nach einer Stimme für ein bestimmtes Projekt war, an dem ich gerade arbeitete. Der Komponist, mit dem ich zusammengearbeitete, wollte auch eine männliche Stimme haben. Also habe ich in den sozialen Medien herumgefragt, ob jemand eine sehr gute, wikingerartige oder keltische Stimme kennt, und Colm hat mir eine Nachricht geschickt. Ich bin so froh, dass ich ihn gefunden habe, denn er hat so einzigartige stimmliche Qualitäten. Es ist einfach verrückt. Sein Timbre, seine Technik und die Emotionen, die er in die Musik einbringt, sind unglaublich. Es war wirklich interessant, als wir herausfanden, dass wir beide an dem Trailer zu Conqueror's Blade arbeiten würden. Es war ein so schöner Moment.

Du und Colm habt ein Händchen dafür, starke Emotionen in der Musik zum Ausdruck zu bringen. Wie nutzt du deine Stimme, um Geschichten zu erzählen – manchmal sogar ohne Text?

Na ja, bei Conquerors Blade zum Beispiel habe ich nicht die altnordischen Texte gesungen, sondern ich habe vokalisiert. Diese Vokalisationen – mache ich oft bei den Horizon-Soundtracks und für League of Legends. Ich finde es so interessant, weil man die Emotionen allein durch die Stimme vermitteln muss, weil man keine Texte oder Worte hat, sodass die Stimme quasi zum Instrument wird. Das ist immer etwas ganz Besonderes. Ich singe auch gerne Texte, aber am liebsten bringe ich die Emotionen nur mit meiner Stimme rüber.

Glaubst du, dass Musik für die Darstellung von Geschichten in Videospielen wichtig ist?

Ich denke, dass die Musik eine Art Bote ist, der die Emotionen einer Figur oder die Atmosphäre der jeweiligen Situation in der Szene vermittelt. Das hilft dabei, die Emotionen auf das Publikum überschwappen zu lassen.

Welche Art von Musik hörst du selbst gerne?

Ich will ehrlich sein. Ich höre sehr gerne Soundtracks, aber darin befinden sich stets auch zahlreiche andere Einflüsse. Ich bin ein großer Metal-Fan, also gibt es viel Metal in meiner Playlist. Aber ich bin auch Bachata- und Salsa-Tänzerin, weshalb es auch viel von dieser Musik in meiner Playlist gibt. Wenn es um Filmmusik geht, höre ich am liebsten John Williams und all die anderen Komponisten. James Horner ist mein Lieblingsfilmkomponist.

Gibt es etwas, das du den Fans und Spielern von Conqueror's Blade sagen möchtest?

Ich wünsche euch viel Spaß mit der Season! Ich glaube, es wurde viel Mühe, Energie und Kreativität hineingesteckt, und ich denke, das merkt man auch. Ich bin sehr gespannt auf die Helheim-Season.